Wohnpflegehaus Valckenbosch
Zeist, NL
Gemeinsam mit dem Auftraggeber hat 9grad architektur die Wohnvision von Warande in ein zukunftsfähiges Pflegekonzept übersetzt, das auf eine neue Form des Zusammenlebens im Pflegeheim abzielt. Die Pflege verändert sich – und mit ihr die Anforderungen an Raum, Architektur und Alltag. Im Mittelpunkt steht dabei nicht mehr der „Pflegebedürftige“, sondern der Mensch mit seiner individuellen Lebensgeschichte und seinen persönlichen Bedürfnissen. Dieser Ansatz prägt auch die Architektur: Eine häusliche Atmosphäre, die das alltägliche Leben in den Vordergrund rückt, wird zum Leitmotiv. Nach dem Neubau des Leendert Meeshuis entwirft 9grad architektur aktuell die Ersatzneubau für das Huize Valckenbosch –eine Pflegeeinrichtung, in denen anthroposophisch inspirierte Pflege geleistet wird.
Ein Ort mit Geschichte
Der Neubau für Huize Valckenbosch entsteht auf einem großzügigen Grundstück, das an einen charakteristischen, großen Garten inmitten eines Wohnviertels in Zeist grenzt. Die Beziehung zwischen Gebäude und Garten wurde architektonisch präzise aufgenommen: Das neue Volumen reagiert auf die Symmetrie des Gartens mit einer klar definierten Gebäudekubatur und einer fein ausgearbeiteten, zeitgemäßen Fassadengestaltung. Mit respektvollem Abstand zu den bestehenden Villen entsteht ein großzügiger Vorplatz zwischen dem neuen Eingangsbereich und der angrenzenden Rafaëlkerk im Norden. Die neue Bebauung nimmt Bezug auf das gemeinsame kulturelle und spirituelle Erbe mit der Kirche, die – ebenso wie das Haus – der Christengemeinschaft dient. Die Verbindung von anthroposophischer Pflege und christlich-spirituellem Leben bildet die unverwechselbare Identität von Huize Valckenbosch. Im Neubau entstehen Räume für soziale, künstlerische und spirituelle Aktivitäten – ein pulsierendes Herzstück mit fließenden, organisch geformten Raumfolgen. Unterschiedliche Wohnqualitäten auf jeder Etage sorgen für Vielfalt und Individualität – keine Ebene gleicht der anderen. Offene Gemeinschaftsbereiche fördern spontane Begegnungen und ermöglichen, dass sich Neues ganz selbstverständlich entfalten kann.

Kleinteiliges Wohnkonzept
Das Wohnkonzept basiert auf dem Prinzip des kleinteiligen, alltäglichen Zusammenlebens. Die Bewohner*innen leben in direkter Nähe zueinander, unterstützt von sichtbar präsenten Pflegekräften, die Teil der Wohnumgebung sind. Dieses Modell bietet vielfältige Wohnqualitäten – abgestimmt auf die sich verändernden Bedürfnisse älterer Menschen. Jeweils 20 Bewohner*innen teilen sich eine gemeinsame Wohnküche. Der große Küchentisch bildet dabei das symbolische und tatsächliche Zentrum des täglichen Lebens – ein Ort der Begegnung, an dem Gäste, Angehörige, Freiwillige und Nachbarn willkommen sind. Im privaten Wohnbereich hingegen herrscht eine ruhigere, intimere Atmosphäre. An den Rändern dieser Bereiche entstehen Rückzugsorte mit Blick auf den großen Garten – stille Zwischenräume, die Raum für Reflexion, Rückzug und innere Einkehr bieten.

In Bewegung bleiben
Drei Wohnqualitäten werden durch eine vierte ergänzt: die Bewegungsqualität. Besonders für ältere Menschen ist die Möglichkeit, sich im Haus frei bewegen zu können von großer Bedeutung. Bewegungsabläufe fördern nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch geistige und seelische Vitalität. Daher wurden im Entwurf fließende Raumfolgen geschaffen, die Rundläufe ermöglichen – ohne Sackgassen. Diese architektonische Idee spiegelt sich sowohl im Grundriss als auch in der organischen Formensprache des Gebäudes wider. Das alltägliche Leben wird durch die räumliche Gestaltung gezielt unterstützt, spontane Begegnungen werden gefördert. Auf klassische, meist geschlossene Aktivitätsräume wurde bewusst verzichtet. Stattdessen setzt der Entwurf auf offene, gemeinschaftlich nutzbare Bereiche, die das soziale Miteinander ganz selbstverständlich ermöglichen.

Wohnen in passenden Gemeinschaftsgrößen
Das Konzept des kleinteiligen Wohnens ist eingebettet in ein größeres Gefüge. Insgesamt bietet der Neubau Platz für 80 Bewohner*innen, verteilt auf vier Etagen mit jeweils rund 20 individuell gestalteten Wohneinheiten. Die Gruppengröße wurde bewusst gewählt, um ein überschaubares Zusammenleben in kleinen Gemeinschaften zu ermöglichen – in denen auch Angehörige aktiv teilhaben. Jede Wohneinheit verfügt über ein eigenes Bad. Die Raumgröße ist so bemessen, dass ein angenehmes, würdiges Wohnen möglich ist – selbst dann, wenn sich das Leben im Alter oder im Verlauf einer Demenzerkrankung zunehmend zurückzieht. Großformatige Fenster mit tiefen Fensterbänken laden zum Verweilen ein und schaffen eine atmosphärische Verbindung zwischen Innen- und Außenraum.
Status: im Entwurf, 2022-2028
Ort: Zeist, NL
Auftraggeber: Warande
Bruttogeschossfläche: 4.845 m²