Atelierschule
Zürich, CH
Wir sehen es als eine Herausforderung, den Neubau der Atelierschule zeitgemäss und mit Respekt vor der Geschichte in die bestehende städtebauliche Struktur zu integrieren, bestehende Qualitäten weiterzuentwickeln und mit neuen Ideen zu bereichern. Die Plattenstrasse und ihre direkte Umgebung wird durch eine historische Bausubstanz dominiert. Diese erleben wir als eine harmonische Struktur, in welche wir den Neubau sanft und passend einfügen möchten. Der Neubau setzt städtebaulich die Rhythmisierung der Gebäude entlang der Plattenstrasse fort. Die architektonische Ausbildung des Gebäudes setzt einen eigenständigen Akzent, und kommuniziert gleichzeitig mit der Umgebung. Die Baumasse, Proportion und Formensprache nimmt historische Aspekte auf, entwickelt Elemente daraus weiter und ist in ihrer Materialität zukunftweisend. Symmetrie, Volumetrie und Fassadeneinteilung gliedern sich harmonisch in die traditionelle Umgebung ein. Proportion, Fensterverhältnisse, Fensterläden und Fassadendetails werden sensibel weiterentwickelt. Der Holzbau mit seiner Holzfassade ist eine moderne Materialisierung, die die Atelierschule in ihrer Gestaltung mit den Aufgaben dieses Jahrhundert verbindet.
Architektur: auskristallisierte Gedankensprache
Mit unserer Architektursprache schliessen wir bei den inhaltlichen Motiven der Atelierschule an. Ihre offene und einladende Atmosphäre, wo die erwachende Persönlichkeit sich in einem Spannungsfeld von Weltinteresse und Weltschmerz, Idealbildung und Kritikfähigkeit, Vereinsamung und Liebeskraft entwickelt. Eine Atmosphäre, wo ein jugendlicher Mensch das Selbstvertrauen entwickelt, um als freies Individuum in der Welt erstrahlen zu können. Diese inhaltlichen Motive transformieren wir zu einer individuellen Architektursprache.
Das Sockelgeschoss ist als transparentes Schaufenster gestaltet. Mit einer einladenden Formensprache wird der Weg zum Haupteingang geleitet. In einer horizontalen, sich öffnenden Geste schafft die Architektur einen einladenden Bezug zur Aussenwelt. Damit fördern wir die Beziehung mit dem Schulcampus und dem Laborhaus. Der runde Dachausbau ist einerseits ein organischer Hinweis für das, was im Inneren des Gebäudes erfahren wird, anderseits zeigt die Architektur damit ihr Weltinteresse. Das zentrale Treppenhaus verbindet, als ein funktionaler und beweglich gestalteter Kern, die unterschiedlichen Geschosse. Um diesen Kern herum strahlen die Räume in einer offenen Gebärde in die Peripherie. Diese strukturelle Geste (Kern und Peripherie, Ich und Welt) zeigt sich als eine starke und identitätsprägende Form durch das ganze Gebäude und unterstützt das pädagogische Gesamtkonzept.
Gartenlandschaft als grüner Schwamm
Die Gartenlandschaft wird als grüner Schwamm geplant. Die naturnah gestalteten Aussenbereiche dienen den Schülern als Erholungsräume, fördern die Biodiversität und schaffen eine hohe Aufenthaltsqualität im Grünen, mitten in der Stadt. Die identitätsstiftenden räumlichen Strahlen im Inneren des Gebäudes breiten sich in den Garten aus. Damit werden die Innen- und Aussenräume intensiv miteinander verbunden. Eine sanfte Wiesenböschung, welche mit Sitzmauern strukturiert ist und den bestehenden Baumbestand grösstmöglich respektiert, liest sich als komplementärer Aussenraum zum bestehenden Gartenraum des Nachbargebäudes.
Treppenhaus als Herzstück des Gebäudes
Die strahlenförmigen Träger der Primärstruktur zentrieren sich im Treppenhaus, im Herzen der Schule. Hier befindet sich die vertikale Bewegung, hier begegnen sich Schüler, wenn sie von einem Raum zum anderen gehen. Diese Bewegung wird unterstützt durch einen kreisförmigen Kern mit warmen, organischen Farben. Hier befindet sich bewusst auch der Lift, damit alle die gleichen räumlichen Erfahrungen machen können. Nebenbei dient dieses Herzstück auch als natürlicher vertikaler Lüftungsraum.
Nachhaltiger Holzbau in Einklang mit der Umwelt
Für die Atelierschule schlagen wir eine ressourcenschonende Baumethode mit natürlichen und gesunden Materialien vor. Die Tragstruktur aus Stützen und Trägern wird mit Holz konstruiert. Für die Decken schlagen wir eine innovative und nachhaltige Holz-Lehm-Decke vor. Sie wirken wärmespeichernd und damit positiv aufs Raumklima. Bei der Fassade sehen wir eine materialschonende Holzständerkonstruktion mit Naturfaserdämmstoffen und einer unbehandelten Lärchenfassade. Diese Bauweise reduziert das notwendige Material, ist leicht und diffusionsoffen. Der an der Aussenseite mit Holz verkleidete Treppenkern aus Ortbeton gibt dem Gebäude einen atmosphärischen Schwerpunkt, erfüllt gleichzeitig die Anforderungen an den Brandschutz und unterstützt die Aussteifung des Gebäudes.
Gesunder Neubau mit Lowtech Klimakonzept
Die Architektur kombiniert baulichen Wärmeschutz, eine Fussbodenheizung im Trockenbau und ein freiströmendes Lüftungskonzept, um auch ohne technische Kälteerzeugung behagliche Raumlufttemperaturen im Sommer zu ermöglichen. Vertikale Beschattungselemente reduzieren die Sonneneinstrahlung und ermöglichen eine optimale Tageslichtnutzung. Frische Aussenluft strömt über Fassadenelemente in die Räume und wird über Raumüberströmer in die Korridore und Treppenhaus weitergeleitet. Ein Ventilator im Dachgeschoss saugt die Luft aus dem Treppenhaus ab und führt die zurückgewonnene Wärme ins Heizungssystem zurück. Die Dachfläche ist mit Photovoltaikmodulen ausgestattet, in die Dachfenster werden transluzente PV-Module integriert.
Effizientes Raumprogramm
Die Primärstruktur verläuft strahlenförmig ab dem Erschliessungskern. Die Grundrisse sind effizient und flexibel mit wenig Erschliessungsfläche sowie mit einer allseitig starken Orientierung hin zum Aussenraum. Jedes Obergeschoss hat drei Klassenzimmer kreisförmig um das Treppenhaus angeordnet. Alle Klassenzimmer zeichnen sich durch ihre organischen und funktionalen Raumproportionen aus und haben beim Eingang funktionale und räumlich gestaltete Garderobennischen. Die flexiblen Lernzonen mit Gruppenräumen sind gartenseitig orientiert. Der Arbeitsraum im Dachgeschoss ist mit einem Panoramablick über den Zürichsee und die Stadt und dem grossen Rundbogenfenster besonders attraktiv als Atelier gestaltet. Der Arbeitsraum im Untergeschoss schafft durch das Amphitheater einen direkten Kontakt auf die grüne Gartenlandschaft.

Strukturelle Flexibilität
In den Grundrissen wird auf Umbaubarkeit und strukturelle Flexibilität geachtet. Flexible Grundrisse ermöglichen eine langfristige Nutzung oder Nutzungsänderung, die sich an veränderte Bedürfnisse anpassen können. Die Klassenzimmer sind durch den Einsatz von Leichtbauwänden in Zukunft einfach zu verändern. Weiter ermöglicht unser Entwurf viele unterschiedliche Klassenkonstellationen wie z.B. Klassenunterricht, offene Lernformen oder Fachzimmer. Zukünftige Änderungen können innerhalb von der Tragstruktur ermöglicht werden. So könnten zukünftig zum Beispiel auch vier Wohnungen pro Geschoss realisiert werden.

Status: Wettbewerb, 2024-2025
Ort: Zürich, CH
Auftraggeber: Atelierschule Zürich
Bruttogeschossfläche: 1.497m²
Zusammenarbeit: BSS Architekten, Zwischenraum, Abicht Gruppe, Makiol Wiederkehr